Nr. 7 vom 8.2.2019

Nr. 07 vom 8.2.2019

Standpunkt

5G: Vollendete Tatsachen statt Vorsorge?

Wenn in Deutschland über den Ausbau des neuen 5G-Netzes geredet wird, überschlagen sich Kommentatoren mit Superlativen. Von der digitalen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ist dann die Rede, vom autonomen Fahren und dem Internet der Dinge. Der Mobilfunk der fünften Generation soll eine tausendfach schnellere Datenübertragung gewährleisten als die alten Netze. Doch möglicherweise könnte aus dem Traum ein Alptraum werden. In einem internationalen Appell, der unter anderem an die Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation WHO gerichtet ist, warnten zuletzt mehr als 400 Wissenschaftler vor 5G. Sie machen geltend, dass die neue Technologie „eine massiv erhöhte Einwirkung hochfrequenter Strahlung (HF) auf den Menschen zur Folge“ habe, der ohnehin schon durch die bestehenden Netze belastet sei. Die „gesundheitsschädigende Wirkung“ dieser Strahlung sei „bewiesen“, weshalb der 5G-Ausbau „ein Experiment an der Menschheit und der Umwelt“ darstelle, was „durch internationales Recht als Verbrechen“ definiert sei.

Alarmierende Studienergebnisse

Die Gefährlichkeit elektromagnetischer Strahlung sei durch mehr als „10.000 durch Fachleute gegengeprüfte Studien“ eindeutig belegt und gelte für alle Formen des biologischen Lebens. Die möglicherweise schwere Schädigung der Umwelt durch die Technologie werde bislang von den politischen Entscheidungsträgern ignoriert, wodurch „in rücksichtsloser Weise ein Würfelspiel mit der Zukunft des Lebens auf der Erde“ getrieben werde. Zu den deutschen Unterzeichnern zählt der Biologe Ernst-Ulrich von Weizsäcker. Er sieht die Politik in der Pflicht, darauf „bestehen, dass die Gesundheitsrisiken, die mit der allgegenwärtigen Hochfrequenzstrahlung für mobile Geräte verbunden sind, untersucht werden, bevor wir die gesamte Bevölkerung immer höheren Werten der elektromagnetischen Felder aus dieser Technologie aussetzen“.

Auch die italienische Krebsforscherin Fiorella Belpoggi warnt vor der Einführung des neuen Mobilfunkstandards. In einem Experiment setzte sie 2.000 Laborratten einer lebenslangen Strahlung mit Feldstärken aus, die ungefähr auf dem Niveau der alltäglichen Mobilfunknutzung liegen. Das Ergebnis war eine signifikante Erhöhung der Bildung von Krebstumoren, weshalb auch die italienische Wissenschaftlerin die Politik in der Pflicht sieht. Außerdem fordert sie, dass die Weltgesundheitsorganisation elektromagnetische Strahlung künftig nicht nur als „möglicherweise“, sondern als „wahrscheinlich krebserregend“ einstufen solle.

Sprengstoff birgt auch eine im November vergangenen Jahres in den USA veröffentlichte Arbeit. Sie beruht auf einem zehnjährigen Großexperiment, das von Wissenschaftlern durchgeführt wurde, die im Rahmen des „National Toxicology Program“ (NTP), das dem Gesundheitsministerium untersteht, die Auswirkungen von giftigen oder gesundheitsschädigenden Substanzen auf den Menschen erforschen. Die Ergebnisse der Studie beruhen auf Experimenten, in denen rund 7.000 Ratten und Mäuse über zehn Jahre hinweg für neun Stunden am Tag einer alltäglichen Mobilfunkstrahlung ausgesetzt wurden. Die Wissenschaftler stellten vermehrte Schäden in den DNA-Strängen der Hirnzellen sowie einen Zuwachs bösartiger Tumore an den Nervenzellen des Herzmuskels wie auch ein vermehrtes Auftreten von Hirntumoren bei den Tieren fest.

Versteigerung der Frequenzen

Auf eine Anfrage des Berliner „Tagesspiegel“ hin räumte das Bundesumweltministerium jetzt weiteren Forschungsbedarf auch für Deutschland ein. Nötig sei eine „kontinuierliche Bewertung“ aller Umwelteinflüsse auf die Bevölkerung, „insbesondere um die Grenzwerteinhaltung weiterhin zu gewährleisten“. Auch hierzulande dürfte die Debatte um mögliche Gesundheitsschäden durch den neuen Standard also weiter Fahrt aufnehmen, auch wenn schon für kommenden Monat die Auktion für 5G geeigneter Frequenzen durch die Bundesnetzagentur geplant ist. Mit der Versteigerung werden Fakten geschaffen.

Antonie Reuter

Einige der aktuellen Themen in der Ausgabe vom 8. Februar 2019

WER PROVOZIERT EINEN
„NO DEAL“-BREXIT?

In der Aushandlung der Brexit-Modalitäten zwischen Großbritannien und der EU legt das Brüsseler Establishment eine unübertreffliche Arroganz an den Tag. Mindestens eines der damit verfolgten Ziele, nämlich EU-kritischen Bewegungen und Parteien das Wasser abzugraben, wird verfehlt.

BIS AN DIE WURZELN GEHEN

„Rettet die Bienen“, „Keine Kohle für Kohle“, freitägliche Klimademos: Das wichtige Engagement für Nachhaltigkeit und Umwelt muss, wenn es nicht oberflächlich bleiben soll, auch das eigene Verhalten sowie den Globalismus und damit die Doktrin der weltweiten Verfügbarkeit von Menschen, Gütern und „Destinationen“ (zum Siedeln und zum Urlauben) kritisch in den Blick nehmen.

STELLVERTRETERKONFLIKT IN
LATEINAMERIKA

Der Machtkampf zwischen Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro und Parlamentspräsident Juan Guaidó um die Führung des erdölreichen, aber heruntergewirtschafteten Landes könnte in einen Bürgerkrieg münden – mit fatalen Folgen für die Bevölkerung.

DIE MÄR VOM TRUPPENABZUG

In Afghanistan könnten große Veränderungen bevorstehen. Vertreter der USA und der radikal-islamischen Taliban haben sich laut Medienberichten auf die Grundzüge eines Rahmenabkommens geeinigt. Washington aber wird die Zügel am Hindukusch kaum aus der Hand geben.

GESELLSCHAFTLICHE ANSCHAUUNGEN
UND VERFASSUNG

Ob sich die AfD gegen ihre Einstufung als „Prüffall“ vor Gericht wehren kann, hängt insbesondere davon ab, ob es für die Art und Weise, in der die Partei öffentlich mit diesem belastenden Etikett versehen wurde, eine Rechtsgrundlage gibt. Bei der Beurteilung der Frage, wo Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung vorliegen, kommt es darauf an, aktuell gesellschaftlich maßgebliche Anschauungen nicht mit der Verfassung zu verwechseln.

ANTI-CHINA-HYSTERIE?

Bislang hatte sich die Bundesrepublik Deutschland der von den USA angeführten Kampagne gegen das chinesische Unternehmen weitgehend entzogen. Jetzt aber hat Berlin in dieser Frage einen Schwenk eingeleitet. Was hat es auf sich mit dem Kampf gegen Huawei?

DIE DISKUSSION UMS TEMPOLIMIT

Laut Berechnungen der TU Graz nimmt schon bei Tempo 140 gegenüber 130 Stundenkilometern der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid um zwölf Prozent zu. Einem Tempolimit erteilt die Bundesregierung in Berlin aber eine deutliche Absage. Merkel, die die Deutschen mit der für jedermann offenen Bundesgrenze unerbittlich beunruhigt, will keinen weiteren Ärger mit den Wählern.

NÖRGELN AN DEN HANDBALLERN?

Was die bundesdeutsche Handballmannschaft beim Weltmeisterschaftsturnier im eigenen Land ablieferte, war mitreißend. Das WM-Fazit könnte kaum positiver ausfallen. Einige Journalisten aber arbeiten sich nun an dem Umstand ab, wer hier für Deutschland am Ball war.

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