Nr. 38 vom 14.9.2018

Nr. 38 vom 14.9.2018

Standpunkt

Warum Massenmedien jetzt
umdenken müssen

Die Titelseite des Magazins „Der Spiegel“ vom 8. September zum Thema „Warum die AfD so erfolgreich ist“ zeigt Alice Weidel, Alexander Gauland und Björn Höcke in ausgelassener Stimmung. Auch wenn die ebenfalls abgebildete Beatrix von Storch bei dem Aufwärtsritt mit dem roten AfD-Pfeil auf blauem Grund skeptisch dreinschaut, soll die Montage eine übermütige Freude der Oppositionspartei zum Ausdruck bringen. Einen Tag später twitterte der Journalist Ernst Corinth (Hannoversche Allgemeine Zeitung, Weser-Kurier) zum Thema „#Köthen“: „Bei der AfD knallen gerade wieder die Sektkorken.“ Schon in „Die Zeit“ vom 28. März hatte es mit Blick auf den großen Widerhall, den die „Erklärung 2018“ fand, geheißen: „Die deutsche Rechte, muss man wohl sagen, ist in Champagnerlaune.“ Die „erstaunlich umfangreiche Unterschriftenliste“ lasse die so bezeichneten Kreise „triumphieren“.

Es ist bemerkenswert, wie wenig die für solche Darstellungen verantwortlichen Mitarbeiter namhafter Publikationen sich in den von ihnen empfundenen politischen Gegner hineinversetzen können oder wollen, wie es ihnen an Empathie mangelt, wie falsch sie die Gefühlslage derjenigen beurteilen, die nicht gleich im Herbst 2015, wie der „Spiegel“, ein „neues Nationalkonzept“ (die Kurbjuweit’sche „Rainbow Nation“) ausgerufen haben oder ihre Freude darüber bekundeten, dass Deutschland sich „drastisch ändern“ werde (wie Katrin Göring-Eckhardt).

Dabei kann man insbesondere Alice Weidel, Alexander Gauland und der Initiatorin der „Erklärung 2018“, Vera Lengsfeld, förmlich ansehen, wie unglücklich sie über die Entwicklung der deutschen Dinge sind. Anders als das immer wieder heruntergebetete Bild von „Populisten“ es nahelegt, suchen die drei offensichtlich nicht nach Themen, mit denen sie beim Volk Stimmen abgreifen können, sondern thematisieren das, was ihnen und Millionen anderen auf der Seele brennt.

Das mediale Establishment verspürt offenbar zu erheblichen Teilen nicht den Leidensdruck, den diejenigen haben, die, wie es das Grundgesetz gebietet, auf das deutsche Volk schauen, dessen Nutzen es zu mehren und von dem es Schaden abzuwenden gilt. Empfindet nicht das Unbehagen, das viele ergreift, wenn in öffentlichen Verkehrsmitteln um sie herum kaum Deutsch gesprochen wird, wenn sich der Wagen spät abends mit allzu fremden Männern füllt, mit denen schon aus sprachlichen Gründen schlecht zu kommunizieren ist. Findet nichts dabei, wenn in immer häufigeren Situationen das Gesetz der großen Zahl gilt, das heißt in diesem Fall: wenn die Mehrheitsverhältnisse es bedingen, dass die importierte Regel und nicht die einheimische gilt. Weil man dagegen machtlos und Widerspruch („Sie sehen doch, dass die Dame ihre Ruhe haben möchte“, „Würden Sie bitte das Rauchen in der S-Bahn sein lassen“, „Entschuldigen Sie, Ihre Musik entspricht nicht meinem Geschmack, könnten Sie bitte leiser drehen?“) in nicht wenigen Situationen zu riskant ist, treten viele, „die schon länger hier leben“, – Deutsche wie hier integrierte Ausländer – den stillen Rückzug an, meiden die entsprechenden Situationen, wodurch sich die Lage an Brennpunkten weiter verschärft.

Dies alles lässt sich, Papier ist geduldig, natürlich mit Worten wie „Vielfalt“, „Buntheit“ oder „Toleranz“ abtun. Aber was ist, wenn der Stress so stark zunimmt wie in Köthen, so dass der in die Mangel Genommene den Herztod stirbt, oder wie in Chemnitz, wo mit Messern in den vitalen Zonen des Brustkorbs nachgeholfen wurde? Der britische Journalist und Historiker Tim Stanley stellte im „Daily Telegraph“ vom 4. September 2018 fest, dass die „alten Abstimmungsmuster, die auf Klassen- und Kalter-Kriegs-Ideologien beruhten, Debatten über Identität weichen, die von der Ankunft großer Zahlen von Migranten aus Entwicklungsländern in Europa gespeist werden“. Stanley mahnt: „Der übliche, liberale [das Wort passt hier eigentlich nicht; Anm. Wenck] Weg, mit diesem Phänomen umzugehen, ist es, die moralische Verantwortung des Westens zu betonen, denen in Not zu helfen; eine Erzählung von Inklusion und Diversity vorzutragen; sich gegen Nationale zu wenden, indem man sie Rassisten nennt. Die Botschaft aus Chemnitz und europäischen Meinungsumfragen ist, dass das nicht mehr funktioniert. Es schadet wahrscheinlich nun mehr, als es nutzt.“

Ulrich Wenck

Einige der aktuellen Themen in der Ausgabe vom 14. September 2018

KEIN ANSPUCH AUF EIN
GESUNDES OPFER

Das Herz von Markus B. hörte auf zu schlagen. Das manch anderer, die zu dem Fall des 22-Jährigen, der nach einer Auseinandersetzung mit zwei Afghanen in Köthen starb, Stellung nahmen, rührt sich nicht. In diesem Zusammenhang ist ein Rückblick auf andere Fälle besonderer Vulnerabilität (Eric Garner – „I can’t breathe“ – und Dominik Brunner) aufschlussreich.

DAS PENDEL SCHWINGT ZURÜCK

In Schweden wurden die Sozialdemokraten für die Folgen ihrer (Migrations-)Politik abgestraft und fuhren bei der Wahl zum Reichstag ihr schlechtestes Ergebnis seit 1911 ein. Gleichzeitig können sich die Schwedendemokraten über das beste Wahlergebnis seit ihrer Gründung freuen.

DIE BOTSCHAFT UND DER GLAUBE

Afrikawochen für Kanzlerin Merkel: Ende August bereiste sie den Senegal, Ghana und Nigeria, jetzt folgt Algerien. Investitionen sollen die „Push-Faktoren“ und damit den Migrationsdruck verringern. Gleichzeitig vernachlässigt Merkel aber die „Pull-Faktoren“ – und wer Afrika verlassen will, wird aus ihren Worten eines lesen: Deutschland steht euch offen.

WASHINGTON UND DIE
„ARABISCHE NATO“

Am 12. und 13. Oktober wird in Washington ein Gipfeltreffen zwischen den USA und den arabischen Golfstaaten stattfinden. Es geht dabei um eine verstärkte militärische Zusammenarbeit. Dr. Bernhard Tomaschitz erläutert Hintergründe und betrachtet dabei auch frühere Versuche, ein Militärbündnis in Nahost zu schmieden.

ORGANSPENDE ALS GESETZLICHE
PFLICHT?

Derzeit hoffen in der Bundesrepublik Deutschland 10.000 schwerkranke Menschen auf die Transplantation eines Organs. Wie kann man die Anzahl der Spender erhöhen? Gesundheitsminister Spahn setzt auf eine Widerspruchslösung. Die Meinungen dazu gehen weit auseinander.

DEMOGRAFISCHES UNGLEICHGEWICHT

Querdenker Thilo Sarrazin („Feindliche Übernahme“) sieht im Bevölkerungswachstum in der islamischen Welt nicht nur eine Gefahr für die betreffenden Regionen, sondern auch für Europa.

ÖKOLOGISCHER PROBLEMFALL

Die Problematik von Kunststoffverpackungen rückt zwar immer stärker ins Bewusstsein, von einer Lösung kann aber nach wie vor keine Rede sein. Plastik macht laut Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen noch immer bis zu 80 Prozent der gesamten Abfälle in den Ozeanen aus.

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